OpenAIs geheime Taktik wiederholt sich
Erst das Recht brechen, viral gehen und dann zurückrudern. Als nächstes Erotik?

Es ist ein Muster, das bei Nutzern und Kritikern zunehmend für Frust sorgt. OpenAI bringt ein neues KI-Tool auf den Markt, das fast alles kann und scheinbar keine Regeln kennt. Sobald das Produkt den Markt erobert hat, folgt die Kehrtwende. Das Unternehmen rudert zurück, führt Regeln ein und beruft sich auf Sicherheit.
Der Berater, der keiner mehr sein darf
Das jüngste Beispiel ist ChatGPT selbst. OpenAI positioniert das Werkzeug plötzlich neu. Es gilt nun offiziell als "Bildungswerkzeug" und nicht länger als Berater. Die KI soll Nutzern keine spezifischen Ratschläge mehr zu Finanzen, Medizin oder Rechtsfragen geben. Das Unternehmen reagiert damit offensichtlich auf wachsende rechtliche Bedenken und Haftungsrisiken, die es zum Start bewusst ignoriert zu haben scheint.
Offiziell behauptet OpenAI zwar, die Ausgaben der Modelle blieben identisch. Die klare Neuausrichtung als "Bildungswerkzeug" zeichnet jedoch ein anderes Bild. Die Taktik ist klar: Erst den Nutzen maximieren und die Nutzer an die Beratung gewöhnen, dann die Funktion einschränken, sobald die Haftungsdebatte zu laut wird.
Ein Schema mit System
Beobachter sehen darin eine wiederkehrende Strategie. Bei der Video-KI Sora 2 war es dasselbe. Zum Start kursierten spektakuläre und provokante Clips, etwa mit der historischen Figur Martin Luther King. Nachdem sich die Erben beschwerten, wurde diese Funktion schnell blockiert.
Ähnliches bei ChatGPT-Image: Früher war es problemlos möglich, Inhalte im Stil bekannter Serien wie "South Park" zu generieren, was klar gegen Urheberrechte verstieß. Heute ist dies weitgehend unmöglich. Die Strategie scheint zu sein, mit maximaler Freiheit und bewussten Regelbrüchen zu starten. Das sorgt für virale Aufmerksamkeit und sichert schnell die Marktführerschaft.
Das nächste Ziel: Erotik
Während OpenAI also immer wieder den Rückzug antritt, müssen neue Wachstumsfelder her. Berichten zufolge plant das Unternehmen noch dieses Jahr den Einstieg in den Erotik-Markt. Ein Bereich, den Konkurrenten aus moralischen Bedenken bisher meiden. Wenn wir mal von Elon Musk absehen.
Kritiker sehen hier bereits die nächste Iteration des Schemas. Es ist anzunehmen, dass auch dieser Bereich anfangs maximal offen gestaltet wird, um Nutzer von anderen Plattformen abzuwerben. Die anschließende Regulierung und Einschränkung, sobald der Markt besetzt ist, scheint dabei schon eingeplant zu sein.