Warum das Pentagon jetzt plötzlich auf Google Gemini setzt
Eine neue Plattform verändert die Arbeit der US-Armee radikal – und Google ist der erste große Gewinner.

Das US-Verteidigungsministerium hat mit GenAI.mil eine neue zentrale Plattform gestartet, die generative künstliche Intelligenz flächendeckend in die militärische Arbeit integriert. Zum Auftakt dient Googles Gemini als primärer Motor, womit sich der Konzern einen entscheidenden Vorsprung im Milliardenmarkt der digitalen Rüstung sichert.
Zentrale KI-Schnittstelle für Millionen Nutzer
Das Chief Digital and Artificial Intelligence Office (CDAO) des Pentagons hat die Plattform offiziell freigeschaltet. GenAI.mil fungiert ab sofort als zentraler Hub, über den Angehörige der US-Armee sowie zivile Mitarbeiter auf Large Language Models (LLMs) zugreifen. Die technische Basis liefert Google Cloud mit seiner Vertex AI-Infrastruktur.
Das System steht weltweit zur Verfügung und richtet sich an potenziell Millionen von Nutzern im Verteidigungssektor. Google hat sich damit den ersten Platz in einer strategisch wichtigen Infrastruktur gesichert. Zwar betont das Pentagon, dass es sich um eine "Multi-Vendor-Strategie" handelt – also künftig auch Modelle von Konkurrenten wie OpenAI oder Anthropic integriert werden könnten – doch der First-Mover-Vorteil liegt nun eindeutig in Mountain View.
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Einsatzgebiete abseits der Frontlinie
Die Integration von Gemini zielt primär auf die Effizienzsteigerung in administrativen und analytischen Prozessen ab. Generative KI soll riesige Datenmengen auswerten, Berichte zusammenfassen und bei der Softwareentwicklung unterstützen.
Konkret nennt das DoD Anwendungsfälle wie das Schreiben von Code, die Analyse komplexer Dokumente und die Optimierung der Logistik. Es geht hierbei nicht um autonome Waffensysteme, sondern um die Beschleunigung der bürokratischen und planungstechnischen Hinterland-Arbeit ("Back-Office"). Die Plattform stellt sicher, dass diese Anfragen in einer geschützten Enterprise-Umgebung stattfinden, ohne dass sensible Daten in öffentliche Modelle abfließen.
Paradigmenwechsel in der Silicon Valley-Beziehung
Der Deal markiert eine signifikante Wende in der Beziehung zwischen Google und dem US-Militär. Noch vor wenigen Jahren zogen sich die Kalifornier nach massiven Mitarbeiterprotesten aus dem "Project Maven" (KI-gestützte Drohnenbildanalyse) zurück. Unter der aktuellen Führung und angesichts des globalen KI-Wettlaufs hat sich der Wind gedreht.
Verteidigungsminister Pete Hegseth bezeichnete den Schritt als essenziell für die "Zukunft der amerikanischen Kriegsführung". Google positioniert sich damit aggressiv gegen Microsoft und Amazon, die traditionell starke Standbeine im Regierungsgeschäft haben. Für Google ist GenAI.mil der Beweis, dass ihre KI-Modelle den extremen Sicherheitsanforderungen des Militärs genügen.