Ein Arbeiter ist erschöpft beim Job

KI-Startups zwingen zum 72-Stunden-Job – Rückkehr der Arbeitshölle?

In den USA setzt sich das umstrittene 996-Modell aus China durch. Bedeutet das die Zukunft des Arbeitens im KI-Zeitalter?

Ein Arbeiter ist erschöpft beim Job
gpt-image-1 | All-AI.de

EINLEITUNG

In Chinas Tech-Branche längst geächtet, gewinnt es in den USA an Popularität: das „996“-Modell – neun Uhr morgens bis neun Uhr abends, sechs Tage die Woche. Vor allem KI-Startups im Silicon Valley greifen zur extremen Arbeitsroutine. Was als Zeichen von Disziplin und Hingabe verkauft wird, bringt jedoch neue Spannungen in eine Branche, die längst schon unter Hochdruck steht. Ist das der Preis für Geschwindigkeit – oder einfach nur schlechte Unternehmenskultur?

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Zwölf-Stunden-Tage als Glaubensfrage

In einigen KI-Startups scheint das Arbeitszeitmodell mehr als nur temporäre Ausnahme zu sein. Gründer wie Will Gao von Rilla preisen das Konzept als Teil einer radikalen Leistungskultur. Seine Belegschaft arbeite freiwillig 72 Stunden pro Woche, inspiriert von Leitfiguren der Selbstaufopferung. Diese Haltung ist kein Einzelfall. Das Ideal: totale Identifikation mit der Mission, mitunter bis zur Selbstaufgabe. Für viele ist es ein romantisiertes Ideal, das mit der Realität moderner Arbeit wenig zu tun hat.

Doch nicht nur blinder Gehorsam treibt das Modell. Manche Startups bieten freiwillige Teilnahme, gekoppelt an mehr Gehalt oder Unternehmensanteile. Das ändert jedoch wenig an der grundsätzlichen Dynamik: Wer länger bleibt, gilt als loyal, ehrgeizig und förderwürdig. Kritiker warnen, dass es weniger um Effektivität als um Machtdemonstration geht. Produktivitätsgewinne bleiben oft aus, dafür steigen Burnout-Risiken und Mitarbeiterfluktuation.

Rechtliche Grauzonen und ein angespanntes Arbeitsklima

Kalifornische Arbeitsgesetze sind streng – zumindest auf dem Papier. In der Praxis nutzen viele Startups Lücken oder definieren Rollen so, dass Überstunden nicht bezahlt werden müssen. Die Motivation: Im Wettrennen mit Big Tech zählt jede Stunde. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Narrative. Wer am härtesten arbeitet, sendet das vermeintlich stärkste Signal an Investoren.

Dennoch formiert sich Widerstand. Einige Gründer setzen bewusst auf Effizienz statt Ausdauer. Sie experimentieren mit KI-gestützten Prozessen, um die Arbeitszeit zu senken, nicht zu verlängern. Gerade die Vorstellung, dass KI helfen könnte, kürzere Arbeitswochen zu ermöglichen, kollidiert mit dem Trend zur Selbstüberforderung. Zwischen Idealismus und Erschöpfung entsteht so eine zerrissene Arbeitskultur.

Zwei Klassen, eine Branche

Auch wenn manche das 996-Modell freiwillig wählen, bleibt die Entscheidung selten frei von Druck. Besonders problematisch wird es, wenn daraus interne Ungleichgewichte entstehen. Wer mitzieht, profitiert von Boni und schnellerem Aufstieg. Wer aussteigt, wird abgehängt. Das schafft ein Klima, in dem Loyalität an Verfügbarkeit gekoppelt wird – mit allen bekannten Folgen für psychische Gesundheit und Teamdynamik.

Vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt. Das 996-Modell ist weniger ein strukturelles Werkzeug als eine kulturelle Selbstinszenierung. Es suggeriert Geschwindigkeit, Effizienz und Exzellenz – liefert aber oft nur kurzfristige Leistungszuwächse. Ob das reicht, um die nächste KI-Generation voranzubringen, bleibt offen. Die Entscheidung, mitzugehen, ist jedenfalls alles andere als neutral.

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KURZFASSUNG

  • Immer mehr US-KI-Startups übernehmen das 996-Arbeitsmodell aus China mit 72 Stunden pro Woche.
  • Obwohl in China mittlerweile verboten, gilt das Modell in den USA als Zeichen für Engagement und Kultursymbol.
  • Rechtlich ist das Modell problematisch und gesundheitlich riskant – Burnout und Machtmissbrauch drohen.
  • Eine Gegenbewegung setzt auf KI-gestützte Effizienz statt Überlastung, doch die 996-Debatte bleibt explosiv.

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