Meta-Abschied für AMI Labs: Was plant Yann LeCun wirklich?
Der KI-Pionier verlässt Mark Zuckerberg und sammelt Milliarden für eine Technologie, die ChatGPT alt aussehen lässt.

Yann LeCun verlässt den Tech-Konzern Meta, um in Paris das Startup AMI Labs zu gründen. Mit einer angestrebten Bewertung von 3,5 Milliarden Dollar fordert der Turing-Preisträger die Vorherrschaft klassischer Sprachmodelle heraus und setzt auf ein neues technisches Fundament.
Ein Abschied mit Milliarden-Ambitionen
Nach zwölf Jahren an der Spitze der KI-Forschung bei Meta verlässt Yann LeCun den US-Konzern zum Jahresende. Der Forscher gilt als einer der Väter des modernen Deep Learning und plant mit seinem neuen Unternehmen Advanced Machine Intelligence Labs, kurz AMI Labs, den Aufbau eines neuen Schwergewichts in der Branche.
Bereits vor dem offiziellen Start führt LeCun Gespräche über eine massive Finanzierung in Höhe von 500 Millionen Euro. Investoren bewerten das Vorhaben dabei mit rund 3,5 Milliarden US-Dollar. Dieser Wert unterstreicht das enorme Vertrauen des Marktes in die Expertise des Wissenschaftlers, während Meta weiterhin als technischer Partner im Hintergrund bleibt.
Der Konzern von Mark Zuckerberg stellt zwar Rechenkapazitäten und Datensätze zur Verfügung, beteiligt sich jedoch nicht finanziell an der Unternehmung. Dies sichert AMI Labs die notwendige Unabhängigkeit, um Forschungsziele jenseits der wirtschaftlichen Interessen von Meta zu verfolgen.
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Bruch mit der aktuellen KI-Architektur
Das technologische Herzstück der Neugründung bilden sogenannte World Models, zu Deutsch Weltmodelle. LeCun kritisiert bereits seit längerer Zeit, dass heutige Large Language Models, also große Sprachmodelle wie ChatGPT, eine technologische Sackgasse darstellen.
Diese Systeme berechnen lediglich die statistische Wahrscheinlichkeit für das nächste Wort, ohne die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Realität zu begreifen. AMI Labs verfolgt hingegen einen Ansatz, bei dem künstliche Intelligenz vor allem durch visuelle Daten lernt, die Welt ähnlich wie ein Mensch oder ein Tier zu verstehen.
Die neue Architektur soll es Maschinen ermöglichen, kausale Zusammenhänge zu erkennen und komplexe Planungen vorzunehmen. Ziel ist die Entwicklung einer autonomen Intelligenz, die sicher in physischen Bereichen wie der Robotik oder dem Transportwesen agieren kann.
Ein europäisches Kraftzentrum für autonome Systeme
Der Hauptsitz des Startups wird Paris sein, was Frankreichs Stellung als bedeutender Standort für Technologie in Europa festigt. Als künftiger Geschäftsführer agiert Alexandre LeBrun, der zuvor das Gesundheits-Startup Nabla leitete und als erfahrener Experte für KI-Anwendungen gilt.
Eine strategische Forschungspartnerschaft mit Nabla soll sicherstellen, dass die neuen Technologien frühzeitig in der Medizin zum Einsatz kommen. Dabei stehen zuverlässige Assistenzsysteme für medizinisches Fachpersonal im Fokus, die über rein sprachliche Interaktionen hinausgehen und klinische Signale interpretieren können.
Yann LeCun selbst übernimmt die Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden und steuert die wissenschaftliche Vision des Unternehmens. Die Branche blickt nun gespannt auf den offiziellen Markteintritt im Januar 2026, der das globale Kräfteverhältnis in der KI-Entwicklung neu ordnen könnte.