Ein Journalist schaut einem Roboter beim schreiben zu

Journalismus ohne Journalisten?

Business Insider erlaubt Journalisten, Artikelentwürfe von einer KI erstellen zu lassen. Erfahren die Leser davon? Die Antwort ist ernüchternd.

Ein Journalist schaut einem Roboter beim schreiben zu
gpt-image-1 | All-AI.de

EINLEITUNG

Das US-Wirtschaftsmagazin Business Insider hat intern neue Richtlinien für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz kommuniziert. Journalisten dürfen die Technologie nun offiziell nutzen, um erste Entwürfe für Artikel zu erstellen. Eine Kennzeichnung dieser KI-unterstützten Texte gegenüber den Lesern ist offenbar nicht vorgesehen. Dieser Schritt ist einer der bisher weitreichendsten in einer großen Redaktion und dürfte die Debatte über Transparenz und Autorenschaft im Journalismus weiter anheizen.

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Die neuen Spielregeln im Detail

In einer internen Mitteilung legte Chefredakteur Jamie Heller die neue KI-Strategie dar. Künstliche Intelligenz soll demnach „wie jedes andere Werkzeug“ für Aufgaben wie Recherche, Bildbearbeitung oder eben das Verfassen von Rohentwürfen eingesetzt werden. Die Anweisung ist klar: Journalisten können KI für einen ersten Aufschlag nutzen, müssen aber sicherstellen, dass das Endprodukt ihre eigene Arbeit ist. Die finale Verantwortung für den Inhalt und die Faktenprüfung bleibt vollständig beim Autor, dessen Name über dem Artikel steht.

Mit dieser Regelung positioniert sich das Medium an der Spitze einer Entwicklung, die viele Redaktionen noch zögerlich angehen. Während KI-Tools für Transkriptionen oder Datenanalysen bereits weit verbreitet sind, ist der direkte Einsatz beim Schreiben von Artikeln umstritten. Die Richtlinie von Business Insider versucht hier einen Mittelweg: Sie erlaubt die Nutzung, betont aber gleichzeitig die unersetzliche Rolle des menschlichen Journalisten bei der Überarbeitung, Einordnung und finalen Gestaltung des Textes.

Kalkül des Mutterkonzerns

Die Entscheidung fällt nicht in ein Vakuum. Der deutsche Mutterkonzern Axel Springer treibt die Integration von KI in all seinen Geschäftsbereichen aggressiv voran. Erst kürzlich schloss der Verlag weitreichende Lizenzverträge mit OpenAI und Microsoft, um deren Technologien zu nutzen und die eigenen Inhalte für das Training von KI-Modellen zur Verfügung zu stellen. Die neuen Richtlinien bei Business Insider sind also ein logischer Schritt in dieser Gesamtstrategie, die auf Effizienzsteigerung und technologische Vorherrschaft abzielt.

Kritiker aus der Medienbranche bemängeln vor allem die fehlende Kennzeichnungspflicht. Wenn Leser nicht mehr wissen, ob ein Text ursprünglich von einer Maschine oder einem Menschen verfasst wurde, könnte das Vertrauen in die journalistische Arbeit erodieren. Business Insider plant laut Berichten nur dann einen Hinweis, wenn Inhalte vollständig KI-generiert und nicht redaktionell geprüft wurden. Für den normalen, KI-gestützten Artikel wird der Leser im Unklaren gelassen, wer oder was am Anfang der Textproduktion stand.

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KURZFASSUNG

  • Business Insider erlaubt seinen Journalisten offiziell, Künstliche Intelligenz für die Erstellung von ersten Artikelentwürfen zu nutzen.
  • Laut einem internen Memo müssen die Journalisten die finale Fassung als ihre eigene verantworten, eine Kennzeichnung der KI-Nutzung für die Leser ist aber nicht geplant.
  • Dieser Schritt ist Teil der umfassenden KI-Strategie des Mutterkonzerns Axel Springer, der bereits Lizenzverträge mit OpenAI und Microsoft abgeschlossen hat.
  • Kritiker bemängeln die fehlende Transparenz, die das Vertrauen der Leser in journalistische Inhalte untergraben könnte.

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