KI-Blamage bei US-Zeitung: Bücher, die es nie gab
Die Chicago Sun-Times veröffentlicht KI-generierte Inhalte ohne Kontrolle – wohin steuert der Journalismus?

gpt-image-1 | All-AI.de
EINLEITUNG
Was als harmloses Sommer-Special begann, endete im digitalen Debakel. Die traditionsreiche Chicago Sun-Times veröffentlichte eine Liste empfohlener Urlaubsbücher, die sich bei genauerem Hinsehen als reine Erfindung entpuppte. Dazu kamen Expertenzitate von Personen, die es gar nicht gibt. Der Verdacht fiel schnell auf eine künstliche Intelligenz. Doch wie konnte ein solches Versagen in einem etablierten Medium überhaupt passieren?
NEWS
Erfundene Bücher und imaginäre Experten
In der Sonntagsausgabe vom 18. Mai 2025 erschien eine Beilage mit dem Titel „Heat Index: Your Guide to the Best of Summer“. Darin empfahl die Zeitung eine Auswahl an Sommerlektüren. Das Problem: Zehn der fünfzehn Titel existieren nicht. Weder Isabel Allendes „Tidewater Dreams“ noch Andy Weirs „The Last Algorithm“ wurden je geschrieben. Auch die Inhaltsangaben waren frei erfunden.
Noch absurder wurde es bei den angeblichen Fachmeinungen. So wurde etwa eine Catherine Furst als Lebensmittelanthropologin der Cornell University zitiert. Diese Person ist jedoch in keiner akademischen Datenbank auffindbar. Ebenso fiktiv: der vermeintliche Redakteur Daniel Ray von einer Webseite namens FirepitBase.com, die ebenfalls nicht existiert.
Schlampigkeit trifft auf künstliche Intelligenz
Verantwortlich für den Text war der freie Journalist Marco Buscaglia, der im Auftrag des Content-Dienstleisters King Features schrieb. Später räumte er ein, die Artikel mithilfe von KI-Tools wie ChatGPT erstellt zu haben. Dabei habe er die Ergebnisse kaum überprüft.
Die Chicago Sun-Times wies darauf hin, dass die Beilage nicht durch ihre Redaktion entstand. Trotzdem trug sie das Logo der Zeitung. Für viele Leser war nicht ersichtlich, dass es sich um extern produzierte Inhalte handelte.
Empörung und erste Konsequenzen
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. In sozialen Netzwerken machte sich Unmut breit. Leser zeigten sich irritiert, Autorinnen wie Jasmine Guillory kritisierten den Vorgang öffentlich. Die Zeitung entfernte die Beilage aus der Online-Ausgabe und kündigte neue Richtlinien für Inhalte externer Partner an. King Features distanzierte sich vom Vorfall und beendete die Zusammenarbeit mit dem beteiligten Autor.
AUSBLICK
Augen auf!
Dieser Vorfall zeigt, wie schnell sich KI vom nützlichen Werkzeug zum journalistischen Risikofaktor entwickeln kann. Wenn Redaktionen externe Inhalte ungeprüft übernehmen, wird Vertrauen verspielt. Denn für den Leser zählt am Ende nur, was oben auf der Seite steht. Die Sun-Times hat sich damit nicht nur ein Eigentor geschossen, sondern den Ernst der Lage eindrucksvoll vor Augen geführt. In Zeiten generativer KI reicht es nicht, Technik zu nutzen. Man muss sie auch beherrschen.
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KURZFASSUNG
- Die Chicago Sun-Times veröffentlichte eine Sommer-Buchempfehlungsliste mit erfundenen Titeln und nicht existierenden Experten.
- Ein freier Autor nutzte KI-Tools wie ChatGPT ohne redaktionelle Prüfung, was massive Kritik auslöste.
- Die Zeitung distanzierte sich von den Inhalten und kündigte interne Überprüfungen sowie neue Richtlinien an.
- Der Vorfall verdeutlicht die Risiken unkontrollierter KI-Nutzung im Journalismus und fordert klare Standards.