KI-Boom übertrifft Dotcom-Blase: Bewertungen erreichen Rekordniveau

KI-Unternehmen erzielen KUVs, die die höchsten Werte der 90er Jahre deutlich übertreffen – Blase oder Boom?

Zusammenfassung | AI Caramba, 09.10.24
AI Blase
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Worum geht es?

Eine aktuelle Analyse der Deutschen Bank zeigt, dass die Bewertungen führender KI-Unternehmen derzeit Höhen erreichen, die selbst die extremen Auswüchse der Dotcom-Blase in den Schatten stellen. Der KI-Boom führt zu einer regelrechten Euphorie unter Investoren, die nicht nur an die Disruptionskraft der Technologie glauben, sondern auch auf ein langfristiges Wachstum setzen.

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Bewertungen, die alles übertreffen

In den 1990er-Jahren, während des Höhepunkts der Dotcom-Ära, erzielten Technologieunternehmen wie Microsoft und Oracle Kurs-Umsatz-Verhältnisse (KUV) von etwa 30 – ein Wert, der damals als außergewöhnlich hoch galt. Heute liegen die Bewertungen der KI-Startups jedoch sogar noch darüber. Laut der Analyse der Deutschen Bank erreichen die Kurs-Umsatz-Verhältnisse führender KI-Unternehmen teilweise das Doppelte dieser Werte.

Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist der ChatGPT-Entwickler OpenAI. Das Unternehmen hat kürzlich eine Finanzierungsrunde über 6,6 Milliarden Dollar abgeschlossen und wird damit auf 157 Milliarden Dollar bewertet. Bei einem geschätzten Jahresumsatz von etwa 4 Milliarden Dollar entspricht dies einem knapp 40-fachen des Bruttoumsatzes. OpenAI selbst verspricht ein rasantes Wachstum und rechnet damit, bis 2029 einen Umsatz von 100 Milliarden US-Dollar zu erreichen. Damit will das Unternehmen langfristig seinen hohen Bewertungsanspruch rechtfertigen.

Noch extremer präsentiert sich das Bild bei Anthropic, einem weiteren aufstrebenden KI-Startup, das von Amazon und Alphabet unterstützt wird. Das 2021 aus OpenAI hervorgegangene Unternehmen strebt laut „The Information“ eine Bewertung von bis zu 40 Milliarden Dollar an – das 50-fache seiner optimistischsten Umsatzprognose von 800 Millionen Dollar pro Jahr.

Die Analyse der Deutschen Bank basiert auf den geschätzten Umsätzen der kommenden zwölf Monate für KI-Unternehmen und den nachlaufenden Umsätzen für Unternehmen aus der Dotcom-Zeit. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Kurs-Umsatz-Verhältnisse der KI-Unternehmen übertreffen die Höchststände der Dotcom-Blase deutlich.

Ist der KI-Markt überhitzt?

Die extrem hohen Bewertungen der KI-Startups im Vergleich zu ihren aktuellen Umsätzen werfen Fragen zur Nachhaltigkeit dieser Entwicklung auf. Viele Beobachter befürchten eine Überhitzung des Marktes und ziehen Parallelen zur Dotcom-Blase, die Anfang der 2000er-Jahre platzte.

Lisa D. Cook, Gouverneurin der US-Notenbank Federal Reserve, mahnt zur Vorsicht bei Prognosen über kurzfristige Produktivitätsgewinne durch KI. Sie betont, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen von KI-Technologien unsicher sind und dass die Implementierung dieser Technologien in konkrete Geschäftspraktiken Zeit benötigt. Die aktuelle Begeisterung könnte daher eine kurzfristige Überbewertung der tatsächlichen Marktchancen widerspiegeln.

KI: Ein Markt mit Potenzial oder spekulative Blase?

Trotz dieser Warnungen gibt es auch Stimmen, die den hohen Bewertungen der KI-Unternehmen eine gewisse Berechtigung zusprechen. Die Befürworter argumentieren, dass das enorme Potenzial der KI-Technologie die aktuellen Investitionen rechtfertigen könnte. Sie verweisen auf die breite Anwendbarkeit von KI in verschiedenen Branchen und die möglichen disruptiven Effekte auf bestehende Geschäftsmodelle. KI-Systeme sind bereits in vielen Bereichen, von Medizin über Automatisierung bis hin zur Unterhaltung, einsetzbar und könnten dort langfristig zu erheblichen Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen führen.

Bret Taylor, Chairman von OpenAI und ehemaliger CTO von Facebook, gehört zu den Optimisten. Er sieht zwar Parallelen zwischen dem aktuellen KI-Boom und der Dotcom-Ära, verweist aber darauf, dass viele der optimistischsten Vorhersagen über die transformative Kraft des Internets langfristig wahr geworden sind. „Aus der KI-Ära wird mindestens ein markenbildendes, wahrscheinlich Billionen-Dollar-Verbraucherunternehmen und mehr als 10 dauerhafte, börsennotierte Unternehmen hervorgehen“, so Taylor.

Risiko und Chance: Was lernen wir aus der Dotcom-Blase?

Der aktuelle KI-Boom erinnert an den Hype um das Internet in den späten 1990er-Jahren. Damals führten hohe Erwartungen an das Wachstumspotenzial des Internets zu extremen Unternehmensbewertungen. Viele der hoch bewerteten Startups überlebten die darauffolgende Marktkorrektur jedoch nicht. Nur wenige Unternehmen wie Amazon und Google überstanden die Krise und wurden zu den Technologie-Riesen, die sie heute sind.

Die heutige Situation zeigt Ähnlichkeiten, allerdings in einem anderen Kontext. KI ist inzwischen weit fortgeschritten, und ihre Anwendungsmöglichkeiten sind breiter gefächert als die des Internets in seinen frühen Jahren. Die KI-Modelle werden ständig weiterentwickelt und können mittlerweile komplexe Aufgaben übernehmen, die früher menschlicher Expertise bedurften.

Befürworter wie Bret Taylor betonen daher, dass der aktuelle KI-Boom zwar zu einigen „Exzessen“ führen wird, langfristig jedoch eine enorme Wertschöpfung aus der Technologie hervorgehen kann. Dennoch bleibt die Frage, welche der vielen KI-Startups die Marktreife erreichen und ob sie ihre hohen Bewertungen rechtfertigen können. Rückblickend würde man sicherlich über einige der aktuellen Bewertungen „lachen“, so Taylor.

Ausblick: Hohe Erwartungen, unsichere Zukunft

Der aktuelle KI-Boom hat zu Bewertungen geführt, die selbst die Spitzenwerte der Dotcom-Ära übertreffen. Während einige Experten eine spekulative Blase befürchten, sehen andere darin eine notwendige Investition in eine Technologie, die das Potenzial hat, zahlreiche Branchen grundlegend zu verändern.

Das enorme Interesse an KI-Unternehmen und ihren Technologien zeigt, dass der Markt an das transformative Potenzial von KI glaubt. Doch ob die hohen Bewertungen tatsächlich gerechtfertigt sind, bleibt abzuwarten. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der KI-Boom dauerhaft ist oder ob wir uns auf eine ähnliche Korrektur wie nach der Dotcom-Blase einstellen müssen.

Profilbild AI Caramba

Short

  • Die Deutsche Bank-Analyse zeigt, dass die aktuellen Bewertungen von KI-Unternehmen die Höchststände der Dotcom-Blase übertreffen.
  • OpenAI und Anthropic erzielen hohe Kurs-Umsatz-Verhältnisse, was zu Spekulationen über eine mögliche Marktüberhitzung führt.
  • Experten warnen vor einer KI-Blase, während Optimisten das enorme Potenzial der Technologie betonen.
  • Die Diskussion erinnert an die 90er-Jahre, wobei die Anwendungsmöglichkeiten der KI heute vielfältiger sind.
  • Ob der KI-Boom langfristig Bestand hat oder eine Marktkorrektur bevorsteht, bleibt unklar.

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