Deutschland droht der Daten-Kollaps: 40 Forscher schlagen Alarm
Warum unsere digitale Zukunft am seidenen Faden hängt und Experten jetzt eine radikale Kehrtwende bei der Finanzierung fordern.

Daten sind der Treibstoff moderner Wissenschaft, doch der Motor stottert oft wegen fehlender Mittel. 40 führende Köpfe aus Deutschland und Österreich schlagen nun Alarm. Sie verlangen eine langfristige Sicherung der digitalen Forschungsinfrastruktur, damit der Standort im internationalen Wettbewerb nicht den Anschluss verliert.
Weg von der befristeten Finanzierung
Die Analyse riesiger Datenmengen beschränkt sich längst nicht mehr auf die Informatik oder Statistik. Auch Historiker und Sprachwissenschaftler nutzen heute Bewegungsprofile oder offene Regierungsdaten für ihre Arbeit. Dieser Wandel erfordert stabile und verlässliche Strukturen an den Hochschulen. Bisher hangeln sich viele Institute jedoch von einem zeitlich begrenzten Förderantrag zum nächsten. Die derzeit elf vom Bund finanzierten Datenkompetenzzentren stehen exemplarisch für diese Unsicherheit.
Die Unterzeichner des aktuellen Positionspapiers kritisieren diesen Zustand deutlich. Sie fordern eine Abkehr von der reinen Projektförderung hin zu einer dauerhaften Basisausstattung für zentrale Einrichtungen. Nur so lässt sich Spitzenforschung verlässlich planen und nachhaltig umsetzen. Data Science gehört nach Ansicht der Experten explizit in die Innovationsstrategien von Bund und Ländern, unterfüttert mit langfristigen Budgets statt kurzfristigen Finanzspritzen.
Kompetenzaufbau in allen Disziplinen
Eine bessere finanzielle Basis löst nur einen Teil des Problems. Die Forschenden drängen darauf, die Infrastruktur an den Standorten massiv auszubauen. Das Ziel ist ein flächendeckendes Netzwerk leistungsfähiger Zentren für Digital Science. Diese Einrichtungen sollen Forschern vor Ort bei komplexen Analysen helfen, das Datenmanagement professionalisieren und die Zusammenarbeit über Städtegrenzen hinweg erleichtern.
Parallel dazu muss sich die Lehre an den Universitäten wandeln. Der sichere Umgang mit Daten, die sogenannte Data Literacy, gehört künftig in jeden Studiengang. Technische und geisteswissenschaftliche Fächer müssen hierfür enger kooperieren. Dozenten benötigen zudem didaktische Unterstützung, um Studenten aller Fachrichtungen fit für die digitale Realität zu machen.
Neue Allianz bündelt Kräfte
Die Universität Bremen zeigt bereits im Kleinen, wie die geforderte Struktur aussehen kann. Das dortige Data Science Center vernetzt seit Jahren Disziplinen und bietet Rechenpower sowie Beratung an. Um solche Bestrebungen nun überregional zu stärken, formiert sich Widerstand gegen die Zersplitterung der Landschaft.
Unter der Federführung der Universitäten Bremen und Kiel entsteht derzeit der Verein „Data & Digital Science Community“. Dieser neue Zusammenschluss gibt der datenwissenschaftlichen Forschung im deutschsprachigen Raum erstmals eine gemeinsame, laute Stimme. Die Politik ist nun am Zug, diese Impulse aufzugreifen und die Weichen für eine datengetriebene Zukunft endlich fest zu stellen.