Adobe "verschenkt" Photoshop in ChatGPT
Millionen Nutzer bekommen jetzt Zugriff auf Profi-Tools ohne Abo, doch die Sache hat eine wichtige Einschränkung.

Adobe und OpenAI vollziehen den nächsten logischen Schritt ihrer Partnerschaft und senken die Hürden für Bildbearbeitung massiv. Ab sofort stehen Photoshop, Acrobat und Express direkt in der ChatGPT-Benutzeroberfläche zur Verfügung, ohne dass dafür ein kostenpflichtiges Creative-Cloud-Abo notwendig ist.
Nahtlose Integration statt App-Wechsel
Der Workflow vieler Kreativer und Büroarbeiter dürfte sich durch dieses Update spürbar beschleunigen. Anstatt Dateien herunterzuladen, Photoshop zu öffnen und das Ergebnis wieder hochzuladen, findet der gesamte Prozess nun im Chat-Fenster statt. Nutzer laden ein Bild oder PDF hoch und formulieren ihren Änderungswunsch als simplen Textbefehl. ChatGPT greift im Hintergrund auf die Adobe-Engines zu und liefert das bearbeitete Ergebnis direkt im Chatverlauf zurück.
Die technische Umsetzung wirkt dabei überraschend reibungslos. Wer ChatGPT nutzt, muss lediglich über ein kostenloses Adobe-Konto verfügen, um die Funktionen freizuschalten. Eine Installation der wuchtigen Desktop-Anwendungen ist nicht erforderlich. Dies öffnet die mächtigen Adobe-Werkzeuge für eine Zielgruppe, die bisher vor den hohen Abo-Preisen oder der steilen Lernkurve professioneller Software zurückschreckte.
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Funktionsumfang mit klaren Grenzen
Adobe gewährt den Zugriff allerdings nicht auf die volle Power seiner Flaggschiff-Produkte. Die Photoshop-Integration konzentriert sich auf grundlegende Aufgaben. Nutzer können Bilder beschneiden, die Größe ändern, Dateiformate konvertieren oder Helligkeit und Kontrast anpassen. Komplexe Retuschen mit Ebenenmasken oder fortgeschrittene Filter bleiben weiterhin der Desktop-Version vorbehalten.
Ähnlich verhält es sich bei Acrobat und Express. Die Acrobat-Funktion erlaubt das Auslesen und Zusammenfassen von PDFs sowie einfache Konvertierungen. Adobe Express hingegen dient als Werkzeug für die schnelle Erstellung von Social-Media-Grafiken basierend auf Text-Prompts. Es handelt sich also um eine "Light"-Version der Suite, die gezielt auf Schnelligkeit und Automatisierung ausgelegt ist, statt auf pixelgenaue Detailarbeit.
Quelle: Adobe
Strategischer Schachzug gegen Canva und Co.
Für Adobe ist dieser Schritt eine klare Kampfansage an Konkurrenten wie Canva, die mit einfachen Web-Tools Marktanteile erobert haben. Indem der Konzern seine Basisfunktionen dort platziert, wo Millionen Menschen täglich interagieren – im Chatfenster von OpenAI –, sichert er sich Relevanz bei einer breiten Masse.
Gleichzeitig profitiert OpenAI von der Markenstrahlkraft Adobes. Die Integration verwandelt den Chatbot von einem reinen Text- und Code-Generator in eine multifunktionale Arbeitsumgebung. Es zeichnet sich ab, dass ChatGPT zunehmend zum Betriebssystem für generative KI wird, in dem Drittanbieter nur noch als unsichtbare Dienstleister im Hintergrund fungieren.
