Amazon Bote scannt Pakete

Selbst abgeschafft: Wie Amazons Boten ihre Nachfolger trainieren

Mit neuen KI-Brillen sollen Zusteller effizienter werden – doch sie liefern dabei die Daten, mit denen sie überflüssig werden.

Andreas Becker Amazon
Amazon Bote scannt Pakete

Amazon rüstet seine Lieferfahrer mit KI-gestützten AR-Brillen aus, um die Effizienz zu steigern. Doch hinter dem Projekt "Amelia" steckt womöglich mehr: Die Zusteller könnten mit den Brillen unwissentlich ihre eigenen robotischen Nachfolger trainieren und sich so selbst überflüssig machen.

Das offizielle Ziel: Mehr Pakete in kürzerer Zeit

Auf dem Papier ist "Amelia" ein reines Effizienzwerkzeug. Amazon will die "letzten 100 Meter" der Zustellung optimieren. Die Brille blendet Navigationshinweise direkt in das Sichtfeld des Fahrers ein, sobald dieser parkt. Das ständige Hantieren mit dem Handscanner soll entfallen.

Die KI-Brille scannt Pakete, bestätigt die richtige Auswahl und lotst den Fahrer durch komplexe Wohnanlagen. Die Hände bleiben frei, was Zeit sparen und die Sicherheit erhöhen soll. Amazon verspricht sich eine Zeitersparnis von bis zu 30 Minuten pro Schicht.

Quelle:Amazon

Der Fahrer als Datensammler

Die Brille ist jedoch nicht nur ein Anzeigegerät, sie ist auch ein Datensammler. Mit Kameras und Sensoren erfasst "Amelia" die gesamte Umgebung des Zustellers. Jeder Weg, jede Treppe, jedes Hindernis wie ein geschlossenes Tor oder ein bellender Hund wird registriert.

Genau diese Daten sind Gold wert für die Entwicklung autonomer Liefersysteme. Während der Fahrer seine Route abläuft, erstellt er eine perfekte Trainingsgrundlage für KI-Modelle. Er zeigt dem System, wie man sich in der unstrukturierten realen Welt bewegt – Daten, die Testroboter allein kaum sammeln könnten.

Quelle:Amazon

Training für den autonomen Nachfolger

Jede erfolgreiche Zustellung mit der Brille bestätigt dem Algorithmus den korrekten Weg. Amazon investiert massiv in Robotik, von Lagerhausrobotern bis hin zu Lieferdrohnen. Die "Amelia"-Brille fügt sich nahtlos in diese Strategie ein.

Die Fahrer optimieren nicht nur ihre eigene Route, sie kartieren die Welt für ihre Nachfolger. Die gesammelten Daten können direkt in die Entwicklung von Lieferrobotern fließen. Während Amazon von 100.000 Einheiten für die Fahrer spricht, könnte dies der größte Feldtest zur Datenerfassung sein, den es je gab. Die heutige Effizienzsteigerung des Menschen ist damit womöglich nur der Zwischenschritt zur vollständigen Automatisierung der Lieferung.

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