Ein Faultier mit Runway

Runway Gen-4.5 schlägt Google und OpenAI im Video-Benchmark

Das neue KI-Modell übertrifft Sora und Veo bei der Bildqualität deutlich, zeigt jedoch weiterhin eine spezifische Schwäche.

Andreas Becker Nano Banana
Ein Faultier mit Runway

Runway setzt die Tech-Giganten unter Druck. Mit Gen-4.5 veröffentlicht das Unternehmen ein neues Video-KI-Modell, das in relevanten Benchmarks die Konkurrenz von Sora und Veo hinter sich lässt und visuell neue Maßstäbe setzt.

Quelle: Runway

Visuelle Dominanz im Benchmark-Vergleich

Das New Yorker Start-up positioniert Gen-4.5 selbstbewusst an der Spitze des Marktes für generative Videos. In standardisierten Tests wie dem Vbench erzielt das Modell signifikant höhere Werte als die noch nicht öffentlich zugänglichen Konkurrenzprodukte von OpenAI und Google. Besonders bei der Bildschärfe und der ästhetischen Qualität sticht die Software hervor. Texturen von Haut, Stoffen oder Landschaften wirken greifbar, während Artefakte wie pixelige Ränder deutlich seltener auftreten als bei der Vorgängerversion.

Ein entscheidender Faktor für diese Bewertung ist die zeitliche Konsistenz – also die Fähigkeit der KI, Objekte über die gesamte Videolänge stabil zu halten. Wo andere Modelle dazu neigen, Gesichter oder Hintergründe plötzlich zu verändern, hält Gen-4.5 die Identität der gezeigten Elemente weitgehend aufrecht. Dies erhöht den Nutzwert für professionelle Anwender, die verlässliche Ergebnisse benötigen, statt nur zufällige Clips zu generieren.

Realistische Bewegungen statt Morphing-Effekte

Neben der reinen Bildqualität adressiert Runway eines der größten Probleme aktueller Video-KIs: die Bewegungsdynamik. Frühere Generationen erzeugten oft unnatürliche Übergänge, bei denen sich Objekte ineinander verwandelten, statt sich durch den Raum zu bewegen. Gen-4.5 reduziert dieses sogenannte Morphing spürbar. Personen laufen anatomisch korrekter und komplexe Interaktionen zwischen Licht und Schatten wirken organischer.

Die Entwickler führen dies auf optimierte Trainingsdaten und eine verfeinerte Modellarchitektur zurück. Das Ziel war es, den "KI-Look", der durch schwammige Bewegungen entsteht, zu minimieren. Werden schnelle Kameraschwenks simuliert, bleibt die Geometrie des Raumes nun stabiler, was die Immersion deutlich steigert.

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Physik bleibt die Achillesferse

Trotz der optischen Politur stößt auch Gen-4.5 an logische Grenzen. Das Modell simuliert Licht, aber keine Kausalität. In Tests zeigt sich weiterhin, dass die Software physikalische Gesetze oft ignoriert. Objekte gleiten geisterhaft durcheinander oder Flüssigkeiten verhalten sich nicht so, wie es die Schwerkraft verlangen würde. Das Verständnis für Ursache und Wirkung fehlt dem System weitgehend.

Runway wählt dennoch eine offensive Strategie bei der Veröffentlichung. Während Google und OpenAI ihre Spitzenmodelle oft hinter geschlossenen Testphasen zurückhalten, macht Runway Gen-4.5 zeitnah für Nutzer verfügbar. Dies sichert dem Unternehmen wertvolle Marktanteile und Feedback aus der Praxis, noch bevor die Konkurrenz ihre Produkte breit ausrollt. Gen-4.5 liefert beeindruckendes Bildmaterial, ersetzt aufgrund der fehlenden physikalischen Präzision aber noch keine komplexen VFX-Simulationen.

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