Amodei teilt aus: OpenAI und Google riskieren den Ruin
Der Anthropic-CEO bezeichnet die Konkurrenz als rücksichtslos. Ein „Alles-oder-Nichts“-Spiel, das die gesamte Tech-Branche in den Abgrund reißen könnte.

Dario Amodei, Chef des KI-Labors Anthropic, wirft der Konkurrenz einen rücksichtslosen Umgang mit Milliarden-Investitionen vor und warnt vor einer drohenden Überhitzung des Marktes. Für Anwender und Investoren ist diese Einschätzung entscheidend, da ein Platzen der Spekulationsblase die Entwicklung kommender Modellgenerationen massiv ausbremsen könnte.
Milliarden-Wetten auf eine ungewisse Zukunft
Auf dem „DealBook Summit“ der New York Times fand Dario Amodei deutliche Worte für die aktuelle Investitionsstrategie im Silicon Valley. Während Anthropic selbst enorme Summen in die Entwicklung steckt, bezeichnete der CEO das Vorgehen einiger Wettbewerber als „YOLO“-Strategie („You Only Live Once“). Firmen würden massives Kapital in Hardware und Rechenzentren pumpen, ohne eine klare Garantie zu haben, dass die technologische Entwicklung Schritt hält.
Der Kern der Kritik richtet sich gegen den blinden Glauben an die Skalierungsgesetze. Konkurrenten wie OpenAI oder Google scheinen davon auszugehen, dass mehr Rechenleistung (Compute) automatisch zu linearer oder exponentieller Leistungssteigerung der KI führt. Amodei warnt davor, den Risikoregler auf Anschlag zu drehen. Sollte sich herausstellen, dass die nächste Modellgeneration trotz zigfacher Investition nur unwesentlich klüger ist, droht diesen Unternehmen eine finanzielle Kernschmelze.
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Kritik an der „Code Red“-Kultur
Amodei grenzte sein Unternehmen, das unter anderem von Amazon und Google finanziert wird, klar von der Hektik der Konkurrenz ab. Er referenzierte interne Zustände bei anderen Tech-Giganten, die oft den „Code Red“ ausrufen, um Produkte marktfertig zu erzwingen. Anthropic verfolge hingegen einen kalibrierten Ansatz. Man sei sich der Risiken bewusst und investiere aggressiv, aber nicht blindlings.
Diese Aussage ist besonders brisant vor dem Hintergrund der aktuellen Marktgerüchte. Berichten zufolge bereitet sich Anthropic auf einen Börsengang (IPO) im Jahr 2026 vor. Eine solide, als vernünftig wahrgenommene Wirtschaftsweise könnte hierbei ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal gegenüber dem oft chaotisch wirkenden Vorgehen von OpenAI sein. Amodei positioniert Anthropic als den „erwachsenen“ Akteur im Raum, der langfristige Stabilität über kurzfristige Hypes stellt.
Das binäre Risiko der KI-Ökonomie
Die Warnung des Anthropic-Chefs beleuchtet ein fundamentales Problem der aktuellen Tech-Branche: das „Alles-oder-Nichts“-Prinzip. Viele Akteure wetten ihre gesamte Existenz auf den Durchbruch zur AGI (Artificial General Intelligence). Amodei sieht hierin eine Gefahr für das gesamte Ökosystem. Wenn Firmen ihre Bilanzen für Rechenzentren ruinieren, die sich am Ende nicht rentieren, zieht das den gesamten Sektor nach unten.
Er betont, dass Cyberattacken und Sicherheitsrisiken in diesem Wettrennen oft vernachlässigt werden. Während die Konkurrenz versucht, sich gegenseitig mit noch größeren Clustern zu überbieten, liegt der Fokus bei Anthropic darauf, die technologische Entwicklung mit ökonomischer Vernunft zu koppeln. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich spätestens 2026 zeigen, wenn das Unternehmen den Schritt an die Börse wagt und sich dem Urteil der öffentlichen Märkte stellen muss.