OpenAI stellt „Canvas“ vor: Neuer KI-Editor für ChatGPT

Mit „Canvas“ erweitert OpenAI ChatGPT um eine interaktive Oberfläche für Schreib- und Coding-Projekte.

Zusammenfassung | AI Caramba, 7.10.24
Open AI Canvas
OpenAI | All-AI.de

Worum geht es?

OpenAI erweitert ChatGPT um eine völlig neue Benutzeroberfläche namens "Canvas", die die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI bei komplexen Schreib- und Coding-Projekten verbessern soll. Das Update markiert die erste große Änderung der ChatGPT-Oberfläche seit dem Start des Modells vor etwa zwei Jahren und verspricht, die Art und Weise, wie Nutzer mit dem KI-Editor interagieren, erheblich zu verändern.

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Was ist Canvas?

Canvas ist eine interaktive, projektbasierte Umgebung, die in einem separaten Fenster geöffnet wird. Damit ermöglicht OpenAI eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI. Die Funktion hilft ChatGPT, den Kontext eines Projekts besser zu verstehen und gezielte Unterstützung zu leisten. Nutzer können den KI-Editor wie einen Lektor oder Code-Reviewer verwenden, um detailliertes Feedback und Vorschläge zu erhalten.

Das Konzept von Canvas erinnert an „Artifacts“, ein KI-Feature von Anthropic, bei dem die KI einen besseren Überblick über ein gesamtes Projekt erhält. Diese ganzheitliche Arbeitsweise ermöglicht es ChatGPT, spezifische Abschnitte eines Dokuments oder Code-Abschnitte zu verstehen, zu bearbeiten und den Nutzer bei der Weiterentwicklung des Projekts zu unterstützen.

Ein Video von OpenAI demonstriert, wie Canvas genutzt werden kann, indem Nutzer bestimmte Textabschnitte markieren, um ChatGPT auf die relevanten Teile hinzuweisen. In diesem Modus kann ChatGPT dann gezielt Vorschläge machen, Fragen beantworten oder den markierten Text analysieren, um die Arbeit des Nutzers zu optimieren.

Verfügbarkeit und Aktivierung

Die Beta-Version von Canvas ist zunächst für ChatGPT Plus- und Team-Nutzer verfügbar. Während der Beta-Phase kann Canvas manuell im Modell-Auswahlmenü aktiviert werden. Darüber hinaus lässt sich die Funktion durch Eingabe von "Nutze Canvas" im Prompt starten, was die Aktivierung im laufenden Gespräch mit ChatGPT ermöglicht. Für Enterprise- und Edu-Nutzer wird die Funktion ab der kommenden Woche freigeschaltet. Nach Abschluss der Beta-Phase plant OpenAI, Canvas auch für alle kostenlosen ChatGPT-Nutzer bereitzustellen.

Automatische Kontexteinbindung

Eine der bemerkenswerten Neuerungen von Canvas ist die Fähigkeit des Modells, den Arbeitskontext automatisch zu erkennen und die Benutzeroberfläche darauf abzustimmen. So wurde das KI-Modell darauf trainiert, Canvas für spezifische Aufgaben automatisch zu öffnen. Beispielsweise wird es bei einer Anfrage wie "Schreibe einen Blogbeitrag über die Geschichte der Kaffeebohnen" direkt aktiviert, während es für allgemeinere Fragen wie "Hilf mir, ein neues Rezept für das Abendessen zu kochen" nicht ausgelöst wird. Diese Anpassungsfähigkeit ermöglicht es dem KI-Editor, gezielt bei Projekten zu unterstützen, bei denen ein tieferer Kontext und strukturelle Organisation gefragt sind.

Neue Funktionen für Schreib- und Coding-Projekte

Canvas bringt zahlreiche neue Features mit, die die Bearbeitung von Texten und Codes deutlich verbessern sollen. Für Schreibprojekte bietet der Editor verschiedene Shortcuts an, darunter Vorschläge für Bearbeitungen, Anpassung der Textlänge und Änderung des Leseniveaus. Der Nutzer kann die KI beispielsweise anweisen, einen Text kürzer, detaillierter oder für ein bestimmtes Publikum zu schreiben. Das Tool zeigt dann passende Vorschläge an, die der Nutzer direkt in seine Arbeit integrieren kann.

Bei Coding-Projekten erweitert Canvas die Funktionalität um nützliche Tools wie Code-Review, Hinzufügen von Logs und Fehlerbehebung. Nutzer können bestimmte Codeabschnitte markieren und die KI um Feedback oder Optimierungen bitten. Dadurch wird ChatGPT zu einem wertvollen Begleiter für Entwickler, der nicht nur bei der Erstellung, sondern auch bei der Verbesserung und Fehleranalyse des Codes hilft.

Ein zentrales Feature ist die Versionskontrolle. Nutzer behalten in Canvas die volle Kontrolle über ihre Projekte und können Änderungen direkt bearbeiten. Dabei ist es möglich, auf frühere Versionen der Arbeit zurückzugreifen, was die Flexibilität und die Kontrolle über den Projektverlauf erheblich erhöht. Die Funktion erinnert an professionelle Code-Editoren, die eine Versionsgeschichte bieten und den Nutzern die Möglichkeit geben, verschiedene Entwurfsstadien ihres Codes zu vergleichen.

Leistungssteigerung durch Canvas

Die Einführung von Canvas wirkt sich laut OpenAI auch auf die Leistung von ChatGPT aus. Das KI-Modell kann in diesem Editor-Modus kontextbezogene Vorschläge und Kommentare liefern, die über die herkömmlichen GPT-4o-Prompts ohne Beispiele (Zero Shot) hinausgehen. Laut OpenAI übertrifft das Canvas-Modell die Genauigkeit einfacher GPT-4o-Prompts um 30 Prozent und verbessert die Qualität der generierten Inhalte um 16 Prozent. Diese Leistungssteigerung ist insbesondere bei Projekten mit hohem Komplexitätsgrad spürbar, wo präzises Feedback und kontextbasierte Analysen entscheidend sind.

Integration von Websuche und Informationsbeschaffung

Karina Nguyen, Entwicklerin bei OpenAI, hebt zudem die Integration von Canvas mit der Suchfunktion hervor. Nutzer können die KI nun anweisen, das Internet nach bestimmten Informationen zu durchsuchen und diese in Canvas zu einem Bericht zu verarbeiten. Dadurch wird ChatGPT noch flexibler und kann bei der Recherche komplexer Themen oder bei der Erstellung umfangreicher Dokumente helfen. Diese Funktion hebt die Nutzung von KI auf ein neues Level und unterstützt die Vorstellung, dass Canvas als evolutionäre Weiterentwicklung der Chat-Schnittstelle eine zentrale Rolle in der Mensch-KI-Interaktion spielen wird.

Vorteile

Canvas bietet für viele Nutzergruppen, vom Content-Ersteller bis zum Entwickler, einen klaren Mehrwert. Es vereinfacht nicht nur die Kommunikation mit der KI, sondern ermöglicht es auch, umfangreichere und besser organisierte Projekte effizienter umzusetzen. Insbesondere die Versionskontrolle und die personalisierten Vorschläge machen Canvas zu einem mächtigen Werkzeug, das weit über die ursprüngliche ChatGPT-Oberfläche hinausgeht.

OpenAI betont, dass die Nutzer die volle Kontrolle über ihre Projekte behalten. Während Canvas als kollaborativer Assistent fungiert, bleibt der Mensch der entscheidende Akteur bei der Erstellung, Bearbeitung und finalen Kontrolle des Inhalts. Damit unterstreicht OpenAI, dass die KI zwar ein mächtiges Werkzeug ist, aber immer im Dienste des menschlichen Kreativprozesses steht.

Ausblick

Mit Canvas führt OpenAI eine neue Dimension der Mensch-KI-Interaktion ein. Die Benutzeroberfläche ist mehr als nur ein Update; sie repräsentiert eine evolutionäre Weiterentwicklung, die die Arbeit mit ChatGPT vielseitiger und effektiver macht. Die Möglichkeit, Text- und Coding-Projekte gemeinsam mit der KI zu entwickeln und zu optimieren, wird sowohl für professionelle als auch für private Anwender eine große Bereicherung sein.

Mit der geplanten Einführung von Canvas für alle ChatGPT-Nutzer nach der Beta-Phase und der Integration weiterer Funktionen, wie der Websuche, zeigt OpenAI, dass sie weiterhin an der Spitze der KI-Entwicklung stehen. In Zukunft könnte Canvas zu einem unverzichtbaren Werkzeug für all jene werden, die auf eine intelligente und anpassungsfähige KI-Unterstützung setzen.

Profilbild AI Caramba

Short

  • OpenAI hat „Canvas“ eingeführt, eine neue interaktive Benutzeroberfläche für ChatGPT, die Schreib- und Coding-Projekte unterstützt.
  • Canvas ermöglicht es Nutzern, spezifische Text- und Codeabschnitte zu markieren, um gezieltes Feedback und Verbesserungsvorschläge von ChatGPT zu erhalten.
  • Die Beta-Version ist für ChatGPT Plus- und Team-Nutzer verfügbar und bietet Funktionen wie Versionskontrolle und automatische Kontexteinbindung.
  • Canvas verbessert die Genauigkeit und Qualität der generierten Inhalte und integriert sogar Websuche für umfangreiche Recherchen.
  • OpenAI plant, Canvas nach der Beta-Phase für alle ChatGPT-Nutzer bereitzustellen und betont die Rolle der KI als unterstützendes Werkzeug.

Quellen:

1. OpenAI Blog

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